Überblick Zucker
Unter dem Begriff Zucker wird eine Stoffgruppe zusammengefasst, die neben dem üblichen Haushaltszucker - der Saccharose - auch Glucose, Fructose und Lactose mit einschließt.1
Im Jahr 2016/17 wurden weltweit 178 Millionen Tonnen Zucker hergestellt. Kein anderer organischer Einzelstoff wird in solch hohen Mengen produziert. Saccharose wird dabei nicht nur aus Zuckerrüben gewonnen, sondern auch aus Zuckerrohr oder Zuckerpalmen.1
Obwohl der menschliche Organismus gänzlich ohne Saccharose auskommt und dieser süße Stoff nicht zur traditionellen Ernährung des Menschen gehört, macht er einen Großteil der gesamten Zuckeraufnahme in unserer Gesellschaft aus. Denn Saccharose ist ein billiger Zusatzstoff, mit dem Lebensmittel gestreckt oder haltbar gemacht werden. In Kombination mit Fett kann er triebhaftes Essen hervorrufen.1 Saccharose trägt damit wesentlich zur Energieaufnahme bei, hat aber einen geringen Sättigungswert, wodurch nach dem Konsum schnell wieder ein Hungergefühl auftreten kann.2
Verbrauch an Zucker pro Tag
Die Lebensmittelindustrie setzt 3 von 4 Fertigprodukten Zucker zu. Ob Fertigmüsli oder Milchprodukte aus dem Kühlregal – viele verarbeitete Produkte sind übersüßt. Auch Low-Fat Produkte enthalten mehr Zucker als vergleichbare Produkte. Den größten Teil der täglichen Zuckerration nehmen Menschen somit unbewusst über verarbeitete Lebensmittel zu sich. Damit gewöhnen sich viele an den süßen Geschmack.1
Experten der WHO raten Erwachsenen am Tag höchsten 25g Zucker zu konsumieren um gesundheitliche Nebenwirkungen zu verhindern - das sind 6 Teelöffel Zucker pro Tag. Der Verbrauch in Deutschland liegt allerdings bei mehr als 20 Teelöffel pro Tag.1,3 Es wurde berechnet, dass Männer etwa 14% und Frauen 13% ihres Energiebedarfs mit Zucker decken. Die WHO empfiehlt hingegen nur 10% oder besser maximal 5%.4
Der Zuckerverbrauch ist in westlichen Ländern seit Jahren konstant. Trotzdem sieht die Lebensmittelindustrie keinen Handlungsbedarf. Die Zuckerlobby wehrt sich stetig gegen ein verbesserte Kennzeichnung von Lebensmitteln und bestreitet die gesundheitlichen Gefahren infolge des hohen Zuckerkonsums.2
'Falsche' Aussagen der Zuckerlobby
Die Zahlen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) weisen darauf hin, dass die Kalorienaufnahme in Deutschland in den letzten Jahrzehnten gestiegen ist – von etwa 2900kcal auf 3500kcal pro Tag und Kopf.4 Der Zuckerkonsum konnte so ein Ausmaß erreichen, weil es die Zuckerlobby verstanden hat, dem Fett in Lebensmitteln die Hauptschuld an krankhaftem Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zuzuschreiben. Denn Mitglieder vieler Fachgesellschaften empfahlen Mitte des 20. Jahrhunderts eine fettarme Ernährung. Das Fett in den Lebensmitteln wird durch Zucker ersetzt, wodurch low-fat Produkte keineswegs ausgewogener sind. In den Folgejahren nahmen Bewohner der westlichen Welt somit immer mehr Zucker zu sich. Bis heute hat sich diese Angst vor Fett gehalten.1
Die Lebensmittelindustrie nutzt Informationen aus Studien um diese gezielt an die Öffentlichkeit weiterzuleiten. Diese von der Industrie in Auftrag gegebenen Studien sollen positive Ergebnisse produzieren und missliebige verschweigen. Die öffentliche Meinung wird zusätzlich mit scheinbar stichhaltigen Argumenten durch gezielte PR zu beeinflusst.2
Die Auswirkungen des hohen Zuckerkonsums
Es gibt zahlreiche Studien, die einen direkten Zusammenhang zwischen erhöhtem Zuckerkonsum und der Entwicklung von Übergewicht und Diabetes Typ 2 herstellen. Dort, wo Menschen ihren Energiebedarf vermehrt durch Zucker decken, steigt die Zahl der Diabetes-Fälle signifikant an.3
In Studien wurde nachgewiesen, dass eine fettarme aber zuckerreiche Kost, obwohl sie den gleichen Energiegehalt hat, dicker macht: Bei der Aufnahme von Zucker produziert der Körper das Hormon Insulin, welches den Zuckerspiegel im Blut wieder sinken lässt. Durch die westliche Ernährungsweise, welche den Körper mit ständigen und hohen Zuckerschwemmen zuführt, kommt die Bauchspeicheldrüse nicht mehr zur Ruhe, und muss pausenlos Insulin ausschütten. Dieser dauerhaft hohe Insulinspiegel wirkt wie ein Mastbeschleuniger. Die biochemischen Reaktion, die Zucker in Fett umwandeln laufen auf Hochtouren. Zusätzlich wird der Weg, der das Fett der Speckpolster zu Energie verbrennt gehemmt. Das bedeutet, dass Menschen, die ihren Zuckerspiegel durch entsprechende Snacks den ganzen Tag hoch halten, nicht abnehmen können.1
Darüber hinaus kann ein zu hoher Zuckerkonsum zum Verlust des Augenlichts führen, da Zucker die Netzhaut zerstören kann. Zucker wirkt obendrein wie Gift auf Nerven und Gefäße, sodass en übermäßiger Konsum auch eine zu geringere Durchblutung von Gliedmaßen bedingen kann. Dadurch können diese die Empfindung verlieren oder sogar absterben.1
Zuckerkonsum bei Kindern
Mit zahlreichen Tricks versucht die Zuckerlobby den Konsum von Süßigkeiten zu verharmlosen und investiert gleichzeitig Milliarden in kindgerechte Werbung, die die Kleinen zum Naschen animieren soll. Auch durch Unterrichtmaterialien zu gesunder Ernährung versucht die Lobby Kinder zu beeinflussen.3 Manches Kind verdrückt pro Jahr mehr Zucker als es selbst wiegt.1
Werbung für zuckerreiche Produkte im Fernsehen oder bei Online-Speilen beeinflussen nachweislich das Ernährungsverhalten von Kindern.2 Zusätzlich fällt es Eltern häufig schwer die Zuckermenge eines Produkts einzuschätzen, da diese nicht präsent und nicht eindeutig auf der Vorderseite ausgelobt wird.1
Um den Konsum zuckerhaltiger Lebensmittel zu reduzieren, könnte es helfen, eine Zuckersteuer auf zuckerhaltige Getränke am Vorbild Großbritannien einzuführen und entsprechende Lebensmittel eindeutig zu kennzeichnen.3
Einzelnachweise:
2 https://www.vzhh.de/themen/lebensmittel-ernaehrung/zucker/wie-die-zuckerlobby-forscht-argumentiert
3 https://www.swr.de/wissen/odysso/broadcastcontrib-swr-35150.html