Mineralöle in Lebensmitteln – gefährlich oder nicht?

Wie gelangen Mineralöle überhaupt in Lebensmittel?

Mineralöle sind ein Bestandteil in der Druckerschwärze für Zeitungen. Aus den recycelten Zeitungen wird beispielsweise Karton hergestellt, welcher u.a. als Verpackung verschiedenster Lebensmittel verwendet wird. Während Hygieneartikel, wie Klopapier, verschiedene Reinigungsschritte beim Recyclingprozess durchlaufen müssen, wird Altpapier für die Herstellung von Lebensmittelverpackungen nicht in dem Maße aufbereitet. Somit werden die in der Druckerschwärze enthaltenen Mineralölbestandteile nicht vollständig entfernt und können von der Verpackung in das Lebensmittel übergehen.

Ein Bestandteil von Mineralölen sind Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW). Diese MKW können durch den direkten Kontakt zwischen Karton und Lebensmittel in das Produkt übergehen oder auch über die Gasphase (die sogenannte Migration) in die Nahrung gelangen. DIe MKW werden im Bezug auf die Gesundheit des Menschen als bedenklich eingestuft.

Besonders anfällig für die Aufnahme von MKW sind trockene Lebensmittel, die eine große Oberfläche und eine lange Haltbarkeit aufweisen. Dies sind z.B. Reis, Haferflocken, Grieß oder Pasta. Es konnten aber auch schon Mineralölbestandteile in verschiedenen Backwaren sowie in Pudding- und Dessertmischungen nachgewiesen werden.

Wie stark ein Lebensmittel mit MKW belastet ist, wird nicht nur durch den Gehalt an Mineralölen in der Verpackung bestimmt, sondern auch über die Dauer seiner Lagerung. So besitzen Produkte nach längerer Lagerung einen höheren MKW-Gehalt, als nur für kurze Zeit gelagerte Lebensmittel.

Neben dem Eintrag von MKW über den recycelten Karton können Mineralölbestandteile auch über Schmier- und Hydrauliköle bei Produktionsmaschinenoder auch durch Abgase der Erntemaschinen in Lebensmittel gelangen.

Welche Mineralölbestandteile befinden sich am häufigsten in Lebensmitteln?

Zwei Gruppen der MKW mit unterschiedlicher Struktur wurden bisher in Lebensmitteln nachgewiesen: die aromatischen Kohlenwasserstoffe (MOAH) und die gesättigten Kohlenwasserstoffe (MOSH).4,5 

Im Jahr 2015 hat die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch 120 verschiedene kartonverpackte Produkte, darunter Pasta, Frühstücksflocken und Reis, hinsichtlich ihrer Mineralöl-Belastung untersucht. Die Studie ergab, dass ein Großteil der deutschen Produkte Mineralölbestandteile enthielten. MOSH befanden sich in 74% der getesteten Produkte. MOAH wurden in 21% der Produkte nachgewiesen. Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass der wesentliche Anteil der Mineralölbestandteile aus der Verpackung und der Umverpackung in die Lebensmittel gelangt sind.

Welche Nachweise gibt es, die die gesundheitsgefährdenden Eigenschaften von MKW beim Menschen belegen? 

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat 2012 geschätzt, dass ein Mensch täglich über die Nahrung rund 0,03 bis 0,3mg MOAH und 0,006 bis 0,06mg MOSH je kg Körpergewicht zu sich nimmt.Auch wenn diese Werte gering erscheinen, kann sich mit der Zeit ein beträchtlicher Anteil an MKW im Körper ansammeln, wie diese Studie zeigt: 2014 wurden 37 erwachsene Probanden verschiedenen Alters bezüglich der Mineralölbelastung in verschiedenen Organen und Geweben untersucht. Bei einem Viertel der Teilnehmer ergab sich ein MOSH-Gehalt im Körper von über 5g.

Das niederländische Institute of Public Health and the Environment  hat 2017 eine Studie bezüglich der Erfassung einer kritischen MOSH-Konzentration durchgeführt, welche negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen zeigt. Die Autoren der Studie geben an, dass vermutlich keine gesundheitlichen Auswirkungen beim Menschen zu erwarten sind, wenn dieser MOSH über die Nahrung zu sich nimmt.Auf Grundlage dieser Studie behauptet der Lebensmittelverband Deutschland, dass ''recyclingpapier-haltige Lebensmittelverpackungen keinen nennenswerten Beitrag zur Gesamtaufnahme von Mineralölen aus Lebensmitteln'' leisten.

Als besonders gesundheitsschädlich für den Menschen gelten hingegen MOAH. Diese aromatischen Kohlenwasserstoffe stehen im Verdacht krebserregend und erbgutschädigend zu wirken. Zusätzlich sollen sie das menschliche Hormonsystem beeinflussen.

Die Studie des Institute of Public Health and the Environment (siehe oben) betrachtete ebenfalls die toxikologischen Eigenschaften von MOAH. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass nur ein Teil der MOAH krebserregend wirkt. Die gesamte MOAH-Konzentration in einem Lebensmittels gibt somit keinen Hinweis darauf, ob es tatsächlich gesundheitsschädlich für den Menschen ist.

Gibt es Gesetzte bzw. Maßnahmen in Deutschland, die die Aufnahme von MKW mit der Nahrung einschränken oder regulieren?

Schon seit den 1990igern ist das Problem mit dem Übergang von Mineralölbestandteilen über recycelte Verpackungen auf Lebensmittel bekannt. Allerdings existiert bis heute keine Regulierung dieser Problematik auf europäischer Ebene. Stattdessen sind die europäischen Länder dazu angehalten, eigene Gesetze zu erlassen.

2012 kam eine Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zu dem Ergebnis, dass eine Barriere zwischen Verpackung und Lebensmittel zur Verhinderung des Übergangs von MKW in die Nahrung unerlässlich ist.10 Im März 2017 ist daher ein neuer Entwurf der sogenannten 'Mineralölverordnung' vorgelegt wurden, der aber bis heute noch nicht in Kraft getreten ist. Im Entwurf wird die Verwendung funktioneller Barrieren bei in recyceltem Altpapier verpackten Lebensmitteln vorgeschrieben. Diese funktionelle Barriere kann beispielsweise durch eine dünne Schicht auf dem Karton oder eine separate Verpackung für das Lebensmittels realisiert werden. Als besonders wirksame Barrieren gelten der Kunststoff PET und Aluminiumfolie.

Die Barriere gilt laut der 'Mineralölverordnung' als funktionell, wenn der Übergang von MOAH unter 0,5mg je kg Lebensmittel liegt. Foodwatch empfindet diesen Grenzwert als zu hoch. Die Verbraucherschutzorgansiation kritisiert, dass für das Erreichen dieses Grenzwerts schon schwache Barrieren ausreichen, mit denen sowohl MOSH als auch andere gesundheitsgefährdende Stoffe von der Verpackung in das Lebensmittel übergehen können.11 

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat des weiteren einen neuen Entwurf der 'Druckfarbenverordnung' ausgearbeitet. In dem Entwurf sind potentiell gfährliche Stoffe für das Bedrucken von Lebensmittelverpackungen aufgeführt. Das Ziel dieser Verordnung ist es u.a., durch die Verwendung mineralöl-freier Druckfarben in bestimmten Bereichen, den Gehalt an MKW in Lebensmitteln zu reduzieren.12 

 

Einzelnachweise:

https://www.vzhh.de/themen/lebensmittel-ernaehrung/schadstoffe-lebensmitteln/mineraloel-im-essen

https://www.efsa.europa.eu/de/press/news/120606

https://www.foodwatch.org/de/informieren/mineraloel/

https://www.foodwatch.org/de/informieren/mineraloel/testergebnisse/

https://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zu_mineraloelbestandteilen_in_lebensmitteln-132213.html

6 https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0278691514002117?via%3Dihub

https://www.rivm.nl/bibliotheek/rapporten/2017-0182.pdf

https://www.lebensmittelverband.de/de/aktuell/20180717-verpackung-recycling-papier-mineraloel-rueckstaende-belastung-studie

https://www.efsa.europa.eu/de/press/news/120606

10 https://service.ble.de/ptdb/index2.php?site_key=141&delSuchSessn=1&stichw=09HS012 

11 https://www.foodwatch.org/de/informieren/mineraloel/rechtslage/

12 https://www.bmel.de/DE/Ernaehrung/SichereLebensmittel/Lebensmittelbedarfsgegenstaende/Lebensmittelbedarfsgegenstaende_node.html 

 

 

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