Gentechnik in Lebensmitteln – eine Gefahr für Umwelt und Gesundheit?

Welche gentechnisch veränderten Lebensmittel sind in der EU zugelassen?

In der EU sind ausschließlich gentechnisch veränderte Pflanzen wie Soja, Mais, Baumwolle und Raps für den Verkauf zugelassen. Diese werden sowohl für Lebensmittel in Form von Stärke und Speiseöl als auch für Futtermittel in der Nutztierhaltung verwendet.1

In der EU ist derzeit nur der Anbau einer einzigen gentechnisch veränderten Maissorte erlaubt - die Bt-Maissorte MON810. In Deutschland ist die kommerzielle Kultivierung dieser Maislinie schon seit 2009 verboten. Allerdings gibt es in der EU derzeit (Stand Juli 2019) rund 60 Importzulassungen für gentechnisch veränderte Lebens- und Futtermittel.2

Lebensmittel, die gentechnisch verändert sind, müssen seit dem 18. April 2004 auch dementsprechend markiert sein.3 Nach geltendem EU-Recht müssen diese mit der Kennzeichnung ''gentechnisch verändert'' oder ''aus gentechnisch veränderten (...) hergestellt'' auf dem Etikett oder der Zutatenliste versehen sein.1,2

Ausgenommen von dieser Regelung sind zum einen Lebensmittel, welche Zusatz- oder Hilfsstoffe enthalten, die von gentechnisch veränderten Mikroorganismen erzeugt wurden.2 Beispiele dafür sind Chymosin und Amylase – das sind Enzyme, welche zur Herstellung von Käse bzw. Brot benötigt werden. Auch Aromen und Vitamine, die beispielsweise in fertigen Müsli-Mischungen oder Süßwaren enthalten sind, werden heute bereits überwiegend durch gentechnisch veränderte Mikroorganismen erzeugt.1

Zum anderen müssen Lebensmittel-Hersteller ihre Produkte nicht als 'gentechnisch verändert' kennzeichnen, wenn sie nachweisen können, dass es sich um eine unbeabsichtigte Verunreinigung handelt und der Anteil an gentechnisch veränderten Bestandteilen unter 0,9% liegt. Das bedeutet, dass Lebens- oder Futtermittel nur als 'gentechnisch verändert' markiert werden müssen, wenn eine der enthaltenen Zutaten gentechnisch verändert ist und gleichzeitig zu mehr als 9g je kg Lebensmittel enthalten ist.1,2

Das 'Ohne Gentechnik'-Siegel – hält es, was es verspricht?

Lebensmittel, die keine gentechnisch veränderten Zutaten enthalten, können auf freiwilliger Basis mit dem 'Ohne Gentechnik'-Siegel gekennzeichnet werden. Das gilt auch für Produkte, die den Schwellwert von 0,9% an gentechnisch veränderten Bestandteilen nicht überschreiten oder dessen Hilfs- und Zusatzstoffe aus gentechnisch veränderten Mikroorganismen gewonnen werden.

Eine weitere Ausnahme stellen tierische Lebensmittel - wie Fleisch, Eier oder Milch - dar, welche mit Hilfe gentechnisch veränderter Futtermittel erzeugt wurden. Tierische Lebensmittel können also ohne Einhaltung von Grenzwerten mit dem 'Ohne Gentechnik'-Siegel markiert werden.1,3 Da das Futter für Nutztiere zu einem hohen Anteil aus gentechnisch veränderten Soja besteht, ist nicht verwunderlich, denn über drei Viertel der weltweiten Sojaproduktion ist gentechnisch verändert.1

Diese drei Ausnahmen verdeutlichen, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel Einzug ins Supermarktregal gehalten haben, ohne dass Verbraucher davon etwas mitbekommen.

Ziele der Gentechnik und ihre Auswirkungen auf die Umwelt

Ein wichtiges Ziel der Gentechnik ist es, Pflanzen so zu modifizieren, dass diese tolerant gegenüber extremen Klimabedingungen wie Trockenheit oder Überschwemmungen sind. Eine Möglichkeit dieses Vorhaben zu erreichen, ist es dem Erbgut von Pflanzen fremde Gene (meist aus Bakterien gewonnen) zu implementieren. Durch die gute Anpassung der Gen-Pflanzen an bestimmte Witterungsbedingungen sollen ihre Erträge gesteigert und gleichzeitig der Einsatz von chemischen Substanzen zur Bekämpfung von 'Unkraut' oder Schädlingen reduziert werden.4 Doch mit diesen Zielen gehen Gefahren einher, die sowohl die Artenvielfalt als auch die Umwelt negativ beeinflussen können: 

1. Hunger bekämpfen:

Befürworter der Gentechnik versprechen sich mit diesem Verfahren höhere Ernteerträge, was den Hunger der Welt stillen soll.3,5 Allerdings wird dieses Ziel durch gentechnisch veränderte Pflanzen sehr wahrscheinlich nicht erreicht. Stattdessen müssten soziale und politische Strategien zum Tragen kommen, die Hunger und Mangelernährung sicher bekämpfen könnten.5

2. Verringerter Einsatz von Pestiziden (Schädlingsbekämpfungsmittel) und Herbiziden (Unkrautvernichtungsmitteln):

Bei gentechnisch veränderten Pflanzen sollen beispielsweise Resistenzen gegenüber bestimmten Schädlingen erreicht werden, wodurch der Einsatz von Pestiziden theoretisch verringert werden könnte. Dadurch sollen Kosten gespart und die Umwelt geschont werden.4

Wildlebende Pflanzen ('Unkräuter') sind auf den Feldern nicht erwünscht und werden mit entsprechenden Herbiziden bekämpft. Durch Erntemaschinen, beim Transport von Gen-Pflanzen und auch durch Insekten oder Pollen können modifizierte Gene an verwandte wildlebende Pflanzen weitergegeben werden.6,7 Die Übertragung von veränderten Pflanzengenen auf diese 'Unkräuter' hat zur Folge, dass die eingesetzten Herbizide ihre Wirkung verlieren. Das bedingt wiederum, dass weitere Herbizide eingesetzt werden müssen, was zur Entwicklung von multiresistenten Wildpflanzen führen kann. Diese gegen Herbizide resistenten 'Unkräuter' können sich dann ungehindert auf den Feldern ausbreiten und so die Ernteerträge senken.

Auch Insekten können durch den wiederholten Kontakt mit den von Pflanzen abgesonderten Stoffen Resistenzen entwickeln. Ein Beispiel dafür: Nutzpflanzen werden mittels Gentechnik Bakteriengene implementiert, damit diese selbst anstelle der Pestizide toxische Stoffe gegen Insekten bilden. Der wiederholte Kontakt mit dem Gift führt bei den Schädlingen zu Resistenzen, welche wiederum mit anderen Pestiziden bekämpft werden müssen.8

Der Einsatz von Gentechnik bedingt also nicht eine Reduzierung von chemischen Pflanzenschutzmitteln, sondern verstärkt noch dessen Einsatz und führt gleichzeitig zu einer Verringerung der Artenvielfalt und somit zu einer Veränderung des ökologischen Gleichgewichts.7

3. Klimatisch angepasste Pflanzen:

Ein weiteres Ziel der Gentechnik ist es, Pflanzen zu entwickeln, die auch unter extremen klimatische Bedingungen gedeihen können. Allerdings werden derzeit schon konventionell gezüchtete Pflanzen angebaut, die gegen Trockenheit oder Überschwemmungen gewappnet sind. Bislang gibt es noch keine gentechnisch veränderten Pflanzen, die unter solchen Bedingungen höhere Erträge aufweisen als die gezüchteten Varianten.5

Gefahren für die menschliche Gesundheit

Seit mehr als 20 Jahren werden gentechnisch veränderte Pflanzen in der EU angeboten. Gentechnisch veränderte Lebensmittel werden vor ihrer Zulassung von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) auf ihre toxischen Eigenschaften hin untersucht. In der EU sind daher nur gentechnisch veränderte Produkte zugelassen, die nachweislich nicht akut toxisch auf den menschlichen Organismus wirken. Es fehlen jedoch Langzeitstudien, die den Einfluss von Gen-Pflanzen auf das menschliche Immunsystem oder ihr karzinogenes Potential näher untersuchen.8

In Tierversuchen wurde hingegen ein negativer Einfluss von Gen-Pflanzen auf den Organismus nachgewiesen. Gentechnisch veränderte Pflanzen im Futter für Mäuse und Ratten führten zu Veränderungen in deren Zellen und im Immunsystem sowie zur Beeinträchtigung ihrer Fruchtbarkeit.8

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gibt an, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel, ebenso wie nicht gentechnisch veränderte, im Verdauungstrakt in kleine Bruchstücke zerlegt werden und somit die Gefahr einer gesundheitlichen Beeinträchtigung für den Menschen als sehr unwahrscheinlich eingestuft wird.2 Trotz dieser Behauptung gibt es einige Thesen, die die gesundheitlichen Auswirkungen von gentechnisch veränderten Lebensmitteln hinterfragen:8

1. Allergene Wirkung:

Lebensmittelallergien beruhen auf einer Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Proteinen.2 Gentechnisch veränderte Pflanzen enthalten neue oder veränderte Proteine, welche ebenfalls Allergien auslösen könnten. Zwar ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass gentechnisch veränderte Pflanzen auf ihr allergenes Potenzial hin untersucht werden,8 jedoch können dabei nur bekannte Allergieauslöser detektiert werden.2 Gentechnisch veränderte Produkte könnten demnach im Gegensatz zu ihrem nicht veränderten Pendant eine Lebensmittelallergie hervorrufen. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass so veränderte Lebensmittel ein höheres allergenes Potential aufweisen.8

2. Antibiotikaresistenz:

In gentechnisch veränderten Nutzpflanzen werden immer noch Gene mit Antibiotikaresistenzen eingebaut. Antibiotikaresistenz-Gene können auf die Bakterien im menschlichen Darm übertragen werden.2 Durch den massenhaften Gebrauch solcher Gen-Pflanzen besteht die Gefahr, dass viele Antibiotika beim Menschen unwirksam werden.8

3. Toxine:

Beim Anbau von Genpflanzen werden häufig in einem höheren Maße Herbizide und Pestizide eingesetzt als bei der Kultivierung nicht gentechnisch veränderter Nutzpflanzen. Auch die Genpflanzen selbst produzieren Toxine. Diese mit dem Verzehr von gentechnisch veränderten Lebensmittel aufgenommenen giftigen Substanzen können zu einem weiteren Risikofaktor für die menschliche Gesundheit werden.8

 

Einzelnachweise:

1. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/gentechnik-in-lebensmitteln-4937

2. https://www.bmel.de/DE/Landwirtschaft/Pflanzenbau/Gentechnik/_Texte/GentechnikLebensmittelnFragenUndAntworten.html

3. https://www.foodwatch.org/de/informieren/gentechnik/mehr-zum-thema/die-kennzeichnungsluecke/?L=0

4. https://www.bussgeldkatalog.net/gentechnisch-veraenderte-lebensmittel/

5. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/gentechnik-pro-und-contra-8385

6. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/gentechnik-koexistenz-in-der-landwirtschaft-8266

7. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/gentechnik-risiken-fuer-die-umwelt-5168

8. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/gentechnik-risiken-fuer-die-gesundheit-5174

 

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