Ist vegan essen wirklich besser für die Umwelt?

Das Ziel vieler Veganer ist es sowohl unnötiges Tierleid zu vermeiden als auch möglichst umweltfreundlich und gesund zu leben.1 Sie verzichten nicht nur auf Fleisch und tierische Produkte wie Milch, Eier oder Käse in ihrer Ernährung. Viele legen auch Wert darauf, dass Alltagsgegenstände wie Möbel, Kleidung oder Kosmetika, frei von tierischen Bestandteilen sind und ohne Tierversuche getestet wurden.2,3

Kritiker der veganen Ernährung führen vor allem Bedenken im Bezug auf die gesundheitlichen Auswirkungen einer solchen Ernährungsweise an: schließlich gehören Fleisch und andere tierische Produkte schon seit jeher auf den Speiseplan von uns Menschen.3 Zusätzlich wird immer noch kontrovers diskutiert, inwieweit der massenhafte Anbau von Gemüse und Pflanzen schädlich für die Umwelt ist. 

Aufgrund der immer wiederkehrenden Kritik an der veganen Ernährung sollen im Folgenden ihre Vor- und Nachteile im Vergleich zum Fleischkonsum dargelegt werden. 

Die Folgen des Fleischkonsums für Klima und Umwelt

Jeder Deutsche verzehrt jährlich im Schnitt rund 60kg Fleisch. Werden notwendige Bestandteile für Tierfutter sowie industrielle Verwertung und Produktverluste mit einberechnet, beträgt der jährliche pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch sogar rund 88kg.4

Fleisch stammt vorrangig aus großen Nutztier-Betrieben, in dem die Tiere häufig eine nicht artgerechte Haltung erfahren. Vor allem die von Rindern, Schweinen und Geflügel ausgestoßenen Treibhausgase tragen wesentlich zu einer nachteiligen Veränderung des Klimas bei.3 Rund 15% der weltweit vom Menschen verursachten Treibhausgase gehen auf die Nutztierhaltung zurück, wie die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) errechnet hat.1 Das Methan, dass Rinder bei ihrer Verdauung ausscheiden, macht dabei einen beträchtlichen Anteil an ausgestoßenen Treibhausgasen aus. Hinzu kommt, dass Methan das Klima ungefähr 25 mal stärker aufheizt als Kohlenstoffdioxid (CO2).3

Doch nicht nur bei der Haltung von Nutztieren entstehen Treibhausgase. Für den Anbau von Futtermitteln werden riesige Flächen benötigt. Durch Abholzung und landwirtschaftliche Nutzbarmachung dieser Flächen kommt es sowohl zum Rückgang der Artenvielfalt als auch zur Vernichtung wichtiger CO2-Speicher. In der Kritik steht dabei vor allem die Abholzung des Regenwaldes, um Sojabohnen für die Futtermittelerzeugung anzubauen.3

Der hohe Anteil an den weltweiten Emissionen, verursacht durch die Nutztierhaltung, könnte sich noch drastisch erhöhen, wenn die Weltbevölkerung weiterhin so rasant wächst und ihren Hunger zu einem großen Teil mit Tierprodukten deckt.1

Und wie sieht es mit der Ökobilanz von veganen Produkten aus?

Ein Argument hält sich seit Jahren hartnäckig: Veganer verursachen durch den hohen Konsum an Soja-Produkten und der damit verbundenen Abholzung des Regenwalds ebenfalls jede Menge Treibhausgase. Das stimmt so nicht ganz. Zwar greifen immer mehr vegan lebende Menschen auf Soja-Produkte wie Tofu zurück, da diese ein guter Eiweißlieferant sind und sich vielfältig in der Küche verwenden lassen. In der Folge nimmt die Nachfrage an Soja jährlich zu. Allerdings wird nur ein Bruchteil, ungefähr 2%, der weltweit angebauten Sojabohnen für die Herstellung von Soja-Produkten verwendet, die für den menschlichen Verzehr bestimmt sind. Der Rest wird zu Futtermitteln für Nutztiere verarbeitet.5

Ein weiteres Argument, welches sich gegen eine ausschließlich vegane Ernährung ausspricht, kritisiert den massenhaften Anbau von Gemüse & Co. So hat etwa der hohe Wasserverbrauch beim Anbau von Gemüse in südlichen Ländern negative Auswirkungen auf die Umwelt.2 Außerdem werden die langen Transportwege und der damit verbundene erhöhte Ausstoß von Treibhausgasen von beispielsweise Kichererbsen oder Kokosfett von Übersee bemängelt.6

Sind vegane Produkte nun ökologischer als Fleisch und andere tierische Produkte?

Veganer leben ganz klar umweltfreundlicher als Menschen, die Fleisch und tierische Produkte verzehren.6 Dazu ein paar Vergleiche: 

  • Ein vegetarisches Gericht belastet das Klima ungefähr dreimal weniger als ein Gericht mit Fleisch.2

  • Würde sich die gesamte Weltbevölkerung vegan ernähren, könnte die landwirtschaftlich genutzte Fläche um 75% reduziert werden. Das entspricht der Fläche von USA, China, Australien und der EU zusammen.7

  • Vegane Ernährung schneidet auch hinsichtlich der Überdüngung, Versauerung und dem Wasserverbrauch besser ab. Eine Umstellung auf vegane Kost würde somit mehr Vorteile für die Umwelt bewirken, als der Verzicht auf Flugreisen oder das Umstellen auf ein Elektroauto.7

  • Für die gleiche Menge an Protein in Sojabohnen braucht selbst unter biologischen Bedingungen erzeugtes Rindfleisch die 50-fache Fläche und emittiert die 6-fache Menge an CO2 und anderen Treibhausgasen.7

Hat eine vegane Ernährung wirklich negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit?

Untersuchungen haben gezeigt, dass Veganer im Schnitt schlanker sind und einen geringeren Blutdruck aufweisen als Menschen mit fleischhaltiger Kost. Damit neigen sie in einem geringeren Maß zur Ausprägung von Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese Ergebnis wird damit begründet, dass Veganer weniger Fett mit ihrer Ernährungsweise zu sich nehmen.3

Kritiker warnen allerdings immer wieder vor den schädlichen Auswirkungen, die ein vegane Ernährung auf den Körper hat. So wird z.B. damit argumentiert, dass Veganer zu wenig Eisen und Vitamin B12 zu sich nehmen.3 Eine vegane Ernährung kann aber durchaus praktiziert werden, ohne dass es zu etwaigen Unterversorgungen kommt. Dazu gehört allerdings ein fundiertes Ernährungswissen, was natürlich mit Aufwand verbunden ist.6 Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) spricht sich jedoch gegen eine vegane Ernährung bei Schwangeren, stillenden Müttern sowie bei Kindern und Jugendlichen aus.3

Fazit

Sich ausschließlich vegan zu ernähren hat definitiv Vorteile für Klima und Umwelt. Vegane Kost kann sich gleichzeitig positiv auf die Gesundheit auswirken, insofern eine ausreichende Nährstoffzufuhr gewährleistet ist. Wer nicht auf Fleisch und andere tierische Produkte verzichten möchte, sollte jedoch seinen Fleisch-Konsum auf 2 bis 3 Mal die Woche beschränken. Mit dieser Häufigkeit wäre schon Einiges für das Klima und für mehr Tierwohl getan.6

Jedoch hat auch der Veganismus, wie schon oben erläutert, nicht nur positive Auswirkungen auf die Umwelt. Aus diesem Grund sind hier sowohl für vegan lebende als auch für Nicht-Veganer  noch weitere  Ratschläge im Umgang mit Lebensmitteln, die sich positiv auf die Ökobilanz unserer Ernährung auswirken können:

  • Zunächst sollte generell auf saisonale, biologische und regionale Lebensmittel zurückgegriffen werden.2 Damit können Transportwege eingespart, der Einsatz von künstlichen Düngemitteln und Pestiziden reduziert sowie der Energie-, Wasser und CO2-Verbrauch minimiert werden.6

  • Bei saisonalem Obst und Gemüse ist zu beachten, dass diese nicht in Gewächshäusern gezogen wurden. So weisen beispielsweise Tomaten aus dem heimischen Gewächshaus eine schlechtere Ökobilanz als Freiluft-Tomaten aus Spanien auf.6

  • Im Fall der aus dem Ausland importierten Lebensmittel entscheidet vor allem das Transportmittel hinsichtlich der Klimabilanz des Produkts. So schneidet der Transport mit dem Containerschiff wesentlich besser ab als der Transport mit dem Flugzeug.6

  • Es ist ratsam, bewusster und sparsamer mit Lebensmitteln umzugehen. Das bedeutet, dass weniger Lebensmittel weggeworfen und weniger Verpackungsmüll produziert werden sollte. 6,7

 

Einzelnachweise:

  1. https://www.dw.com/de/vegane-ernährung-gut-für-die-umwelt-schlecht-für-den-menschen/a-19494465
  2. https://naturschutz.ch/hintergrund/meinung/wie-umweltfreundlich-ist-veganismus-wirklich/97179
  3. https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2013-10/veganismus-gesundheit-faq
  4. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36573/umfrage/pro-kopf-verbrauch-von-fleisch-in-deutschland-seit-2000/
  5. https://www.zeit.de/wirtschaft/2013-11/soja-bilanz
  6. https://www.doppelpunkt.ch/vegan/
  7. https://science.sciencemag.org/content/360/6392/987/tab-pdf
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